Karl´s Restaurationsbericht

 

Hallo Oldtimer-Freunde,

für alle, die es interessiert, versuche ich hier mal eine chronologische Reihenfolge meiner Chaos-Restauration zu bringen...

DER LEBENSLAUF und die RESTAURIERUNG MEINER R 25

20.12.1950
"Geburtsstunde" meiner BMW R 25.
An dieser Stelle ein "Dankeschön" an das HISTORISCHE ARCHIV der BMW AG. Die Mitarbeiter dort haben sogar diese alten Informationen für mich herausfinden können!

21.12.1950
Ankunft beim BMW-Händler HERMANN RACK in GELNHAUSEN, wo das gute Stück auch verkauft wurde. Wann genau und an wen, wird wahrscheinlich für immer im Dunkel der Geschichte bleiben. Ich habe versucht herauszufinden, ob es diesen Händler in Gelnhausen noch gibt, habe aber von der Telefonauskunft und von der Stadtinfo Gelnhausen leider eine negative Antwort bekommen...

[Nachtrag]:
Durch einen glücklichen Zufall habe ich doch noch die Adresse des Händlers erfahren. Leider konnte ich nur mit Herrn Hermann Rack Junior sprechen, da Herr Rack Senior vor einiger Zeit verstorben ist. Nach Angaben von Herrn H. Rack (jun.) gibt es das Autohaus noch, aber unter einem anderen Besitzer, der die Akten und Unterlagen von damals leider alle vernichtet hat...

Zwischen 1950 - 1960 ...
In dieser Zeit muss die R25 irgendwann mal in Heidelberg gewesen sein, da am vorderen Kotflügel eine kleine Blechmarke (für Wander-Spazierstöcke) mit der Inschrift "Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren" festgenietet war. Wie die R25 dann nach Osijek (Kroatien) gekommen ist, ist mir bis heute ein Rätsel...

26.05.1966
Erstmalige Zulassung der BMW R25 in Osijek. Wurde dann dort von einigen unterschiedlichen Haltern als "Arbeitstier" missbraucht, bis sie 1968 in den Besitz meines Vaters gelangte.

1969 
Letzte Zulassung und amtliche Erwähnung bei der damaligen Zulassungsstelle. Nach einigen unfreiwilligen  "Ausflügen" meiner Eltern mit der R25 in die Donau wurde das gute Teil im Hühnerstall meiner Großeltern eingemottet

(... lange Zeit nichts ... außer Rost und Korrosion ...)

August 1983
"THE FIRST CONTACT!" - Ich sehe zum ersten Mal meine "Kleine", als sie damals nur für kurze Zeit von meinem Vater aus dem Schuppen gezerrt wurde. Mein Vater nutzte dabei die Gelegenheit, die Funktionstüchtigkeit des Motorrades zu testen, was zu einem Durchschmoren der Zündspule führte ... Der Motor wurde ausgebaut, nach Deutschland überführt, mit dem Vorsatz, ihn selber zu überholen. Wie sowas ausgeht, kann man sich ja denken: Motor total auseinander genommen, dann das Grausen bekommen beim Gedanken daran, was das kosten würde ihn wieder zu reparieren (weil man´s nicht mehr selber zusammen bauen kann) und dann links liegen gelassen im heimischen Keller.

That´s Me - 1983!

1983 - 1998
Meine Bitten um Erlaubnis, die "Kleine" reparieren zu dürfen, ernten nur mitleidige oder ungläubige Blicke meiner Eltern... O-Ton: "Dazu bist du noch zu klein" oder "DAFÜR willst DU dein Geld ausgeben???" ... Wie Eltern halt nun mal so sind ;)

1999
So heimlich still und leise habe ich "peut-á-peut" mal hier, mal da ein Teil vom Motorrad abgeschraubt, meinen Eltern in den Kofferraum gepackt und hierher transportiert... Erst den Lampentopf und LiMa, dann Sattel ... Radaufhängung ... usw... (und meine Eltern haben sich immer gewundert, warum der Kofferraum immer so voll war)  ;)

Irgendwann hab ich dann meinem Vater mit dem "Oldtimer-Virus" angesteckt, so dass wir heute das gute, alte Stück gemeinsam Restaurieren: Er als gelernter Elektro-Fachmann überholte die komplette LiMa eigenhändig (selber Spulen und Anker gewickelt) und ich mache die "Grob-Arbeit" (also alles, wo man sich an einem Motorrad "dreckig" machen kann) :)

Mai 2000
Endlich ist es soweit: ich habe das nötige "Kleingeld" beisammen, um den Motor-in-Teilen und das Getriebe zu "Ullis Motorradladen" zur Reparatur zu bringen. Bei einer näheren Inspektion des Motors kommt Ulli gar nicht mehr aus dem Staunen heraus, was an dem Motorrad alles — teils mit haarsträubenden Mitteln — verändert wurde. Dementsprechend hoch ist dann auch die Totalrestauration des Motors und Getriebes geworden: 3.455,65 DM! Danach folgte ein Schleifen und Säubern des Motors meinerseits (aua, meine armen Finger!!), aber das Ergebnis kann sich sehen lassen!

Bild vom Motor: 250 ccm

Ich habe die Gelegenheit gleich genutzt, um den Motor auf "Bleifrei"-Benzin umbauen zu lassen, sowie um einen "Tuning"-Kolben einzusetzen (der Motor stand kurz vorm Kolbenfresser; da hat sich das gleich mit angeboten).

Juli 2000

Radaufhängung ausgetauscht. Halterung war gebrochen (Kinderkrankheit R25), da musste eine neue her (R25-2er Version, weil technisch besser; optisch fast identisch). Auf dem Bild (links) sieht man links die "alte" R25er Halterung, rechts die restaurierte, R25-2er Version. Dazwischen ein paar Bremsbacken, die ich bei dieser Gelegenheit gleich mit neuen Bremsbelegen versehen habe.

Zeitgleich habe ich den Antrieb der R25 überholt. Die Solo-Übersetzung war in einem "naja-geht-so"-Zustand, deshalb habe ich nur die Kugellager, Wellendichtringe und Staub-Hülsen ausgewechselt. Die Federn waren noch in Ordnung und nach einer Reinigung von Alt-Öl und Dreck (Benzinbad) habe ich das Ganze wieder zusammen gebaut und mit einer Schicht Alu-Emaille-Lack überzogen. Das Beste, was ich machen konnte: der Lack ist absolut kratz & benzin-fest und hitzebeständig bis 400 Grad ° C. Die Teile sehen jetzt aus wie neu!

August 2000

BING-Vergaser restauriert. Neue Dichtungen, Düsen und Nadel eingesetzt. 


Daraufhin habe ich mich dem Lampentopf und dem Zündschloss gewidmet. Den falschen Tacho jedoch würde ich erst später austauschen:

Währenddessen hat mein Vater die durchgeschmorte Lichtmaschine restauriert. Nach etlichen Stunden der Planung und elektrischer Theorie hat er sich an die Umsetzung gemacht:

  • Feldspulen neu wickeln
  • Anker neu wickeln
  • Kontakte abschleifen
  • ...

LiMas & Feldspulen & Anker

Den SEHR anfälligen F-Regler haben wir durch eine moderne, elektrische Variante ausgetauscht. Dadurch konnte auf den Constantan-Draht (Widerstandsdraht) in der 1. Spule verzichtet werden und die leidige Feineinstellung dieses extrem unzuverlässigen Bauteils entfiel genau so ... "Was ist mit Originalität" werden Sie jetzt fragen? OK, man muss Kompromisse machen: FUNKTIONALITÄT (Betriebssicherheit) oder ORIGINALITÄT -  Und wer schaut schon unter den LiMa-Deckel, um nachzuschauen, ob auch wirklich ALLES original ist...  :)

LiMas und F-Regler

Links der "alte" F-Regler von Bosch, rechts (da wo der weiße Draht ist) der elektrische Regler (von "Ulli"). Die Unterlagen zum Feldspulen-Wickeln sowie eine Kurzanleitung finden Sie hier auf der Seite.

Oktober 2000
So sah der Rahmen VOR der Restaurierung aus:

Rahmen - vor Restaurierung

Es folgte das Abbeizen, Entfetten, Grundieren sowie das erneute Lackieren des Rahmens:


VOR der Restauration:

Lenkkopf vor Restauration
Faltenbälge kaputt

Jetzt erfolgte die Restaurierung der Gabel und des Vorderrades. Neue Faltenbälge, neue Lenkkopflager, neuer Lenker / Gasgriff / Kupplungsgriff, neue Kugellager in der Radnabe ...

Gabel zerlegt
Radnabe Vorderrad
Radnabe Vorderrad - offen

Danach erfolgte das Ent-Speichen der Räder, sowie die Sandstrahlung der Radnaben und Felgen. Praktisch für das erneute Einspeichen - das Foto hier. Man sieht, nach welcher Regel die Speichen montiert waren.

Rad mit Speichen 
Ende OKTOBER / Anfang NOVEMBER 2000
Diverse Teile zum Neu-Verchromen zur Fa. Breidert gegeben. Beginn des Einbaus der Teile in den Rahmen. Motor eingesetzt und dabei Lackierung des Rahmens etwas beschädigt :(

Motor seitlich Motor vorne - ohne LiMa

Danach erfolgte der Anbau von Fahrersattel, Radaufhängung,  Hinterrad-Antrieb etc etc etc ...

Hier sieht man schön den Kardan, wie er vom Getriebe zum Antrieb geht. Dieser "Knick" zwischen Getriebe und Mitnehmerflansch des Kardan bzw. zwischen Kardanwele und "Glocke" kommt dadurch zustande, daß das Hinterrad (um genau zu sein: die Radaufhängung) noch nicht mit dem Gewicht des Motorrades belastet ist, da es ja mit dem gesamten Gewicht noch auf dem Rahmen ruht. Leider ist es mir nicht gelungen, eine "schönere" Kardanwelle aufzutreiben (ohne Unsummen ausgeben zu müssen), deshalb hat dieses Exemplar hier ein paar Spuren vom Steinschlag inne.




Neuen Kabelbaum, Zündkerze, Rücklicht (R26- Modell wegen Bremsleuchte und Sicherheit) gekauft und gleich verlegt. Gebrauchten, guterhaltenen Auspufftopf  ergattert, neuen Krümmer besorgt, sowie Motorrad-Ständer neu verschweißt (der ist Marke "Eigenbau" und war mal ein Heizungsrohr gewesen). Stromsteckdose für Beiwagen-betrieb montiert und dabei aus Versehen die "Alte" (gut erhaltene Dose) zerstört *argl*.

Bei CONRAD Akku-Ladegerät (für 6 V) mit "Dauer-Ladefunktion" (zB. für Überwinterung), sowie einen passenden Akku gekauft. Aber irgendwie scheint das Spannband des Akku-Käfigs für diesen Akku zu kurz zu sein. Muss mal schaun, woran das liegt...

Den Tank dann zum Onkel gefahren, der mit seinem technischen Geschick es dann tatsächlich geschafft hat, alle Beulen aus dem Tank zu bekommen. Leider sind dabei ein paar kleine Löcher in der Außenwand entstanden, die partout nicht zugehen wollten. Weichlot half etwas, den Rest wird - hoffentlich - die Tankversiegelung abdichten.






Dezember 2000
Anschaffung diverser fehlenderTeile:

  • Metzler Reifen
  • Sattelfeder (Chrom)
  • neuer Tacho
  • Fußrasten
  • Fahrer und Sozius
  • Soziussattel (via ebay)
  • Zig Kleinteile
  • Sandstrahlarbeiten an Kotfluegeln
  • Restliche Klein-Montagearbeiten

Überwiegend ruhte die Arbeit, da ich auf wichtige Teile wartete, die gerade beim Verchromen waren. Der zugesagte Liefertermin (bis Weihnachten 2000) wurde — wie sollte es anders sein — nicht eingehalten und auf Anfang Januar 2001 verschoben.

JANUAR 2001
Der zweite Termin beim Verchromer platzte genau so wie der erste, also WIEDER warten... :(
Mitte Januar waren die Teile dann ENDLICH abholbereit und konnten montiert werden. Bei dieser Gelegenheit habe ich gleich den Tank zum Entchromen und Entrosten gegeben. Ging dann plötzlich superschnell und innerhalb einer Woche war der Tank auch fertig. Neue Haltestreben am vorderen Kotflügel geschweißt. Danach diese zum Lackieren gegeben.

FEBRUAR 2001
Ich warte im Moment auf Kotlfuegel / Felgen / Radnaben etc. vom Lackierer, damit ich die Räder einspeichen kann ... also wieder warten.... Derzeit belaufen sich meine Restaurationskosten auf knapp 8.900 DM - und das gute Stück ist weder Zugelassen, geschweige denn hat TÜV... (und die Kosten für die Linierung habe ich eben auch vergessen) ....

FEBRUAR / MÄRZ 2001
ENDLICH sind die beiden Kotflügel sowie Felgen und Radnaben fertig. Zwar muss ich jetzt noch auf den Tank und den Lampentopf warten, aber dafür sind die bereits fertigen Teile absolut meisterhaft und tadellos gesandstrahlt, ge"rostschutzt" und lackiert worden. Auch an den Steinschlag-Schutz im Inneren der Kotflügel (Teer-Schicht?) hat der Lackierer gedacht! Da hat sich das lange Warten wohl gelohnt ("Gut Ding will anscheinend doch Weile haben!")...

MÄRZ 2001
In den Radnaben sämtliche Kugellager geprüft bzw. erneuert. Danach beide Räder selber neu eingespeicht (ging mit Hilfe eines vorher gemachten Foto ganz einfach) und zu einem Fachbetrieb zum Zentrieren gebracht. Nun suche ich einen guten Linierer, der mit meine Teile Linieren kann...

10. März:
Heute sind endlich die Räder vom Fahrradhändler (zentrieren) gekommen. Aufgrund von Komplikationen ist der Preis fast doppelt so teuer geworden... Aber dafür laufen sie absolut rund! Danach zum "Reifen Seher" gefahren und ein Fachmann hat mir gaaaaaanz vorsichtig (wg. Kratzer) die Reifen auf die Räder montiert. War für ihn grad mal 10 Minuten arbeit und hat nur 18 DM gekostet.

Natürlich musste ich die Räder gleich anbauen:
ENDLICH STEHT MEINE "KLEINE" WIEDER AUF EIGENEN FÜSSEN!!!  *freu freu*

Aber die kalte Dusche kam wie so oft gleich danach... 

Wie bereits im Artikel beschrieben war der Ständer des Motorrads eine Eigenkonstruktion (ehemaliges Heizungsrohr) eines Hobby-Bastlers. Zwar steht das Motorrad ganz gut auf dem Ständer, aber leider steht das Teil seitlich soweit ab, dass eine Montage des Krümmers nun nicht mehr möglich ist (wegen der "Ohren" des Ständers). Also muss ein neuer Ständer her (und das wird bestimmt nicht billig)!

Und das ist nicht das einzige Problem:
Ein früher gekaufter Auspufftopf ("Fisch-Schwanz") scheint wohl eher für die R25/3 gebaut worden zu sein, da die Öffnung für den Krümmer viel zu klein geraten und somit nicht montierbar ist. Vielleicht kann ich mir ja irgendwie einen "Adapter" bauen ...
Danach die Bremsanlage montiert. Der verchromte Fuss-Bremshebel macht sich wirklich gut an der "Kleinen"! Aber irgendwie knallt der Hebel beim Loslassen immer gegen die Unterseite der rechten Fussraste... Komisch... Als "Extra" habe ich zusätzlich einen kleinen Brems-Kontakt für das Rücklicht eingebaut (wirkt optisch nicht sonderlich störend)...

19. März 
Der neue Ständer hat knapp 170 DM gekostet. Dafür passt er wie ´ne Eins! Aber wenn das Eine paßt, dann gibts Probleme mit etwas anderem (so meine Erfahrung bisher). Neues Problem: Nachdem ich einen neuen Auspufftopf bei Ulli gekauft hatte (der Alte war eine Fishtail-Sonderkonstruktion für eine R25/3), passte der Krümmer nicht mehr richtig.

Nach einem "Probesitzen" habe ich mit Schrecken festgestellt, dass mit der Vorderrad-Gabel etwas nicht stimmt. Und nach näherem Hinschauen wurde klar, dass die Gleit-Buchsen in den Rohren kaputt sind... also wieder alles auseinander bauen.... :-(
Desweiteren Öl gekauft und eingefüllt (Hinterrad+Getriebe:  SAE 90-Getriebeöl;  Motor:  15W40-Mehrbereichs-Öl)

Und weiter gehts...

19. März bis 30. Juni
Ich warte IMMER noch auf den Tank... Ob der wohl noch in DIESEM Jahrhundert fertig wird???
Nachtrag zum Thema Vorderradgabel: Gabel-Endrohre waren falsch (d.h. jemand hatte sie abgedreht um engere Buchsen verwenden zu können). Musste neue Endrohre kaufen. Habe nun wieder Vorderradgabel zusammengebaut; leider ist die rechte Seite etwas schwergängig. Hoffentlich gibt sich das Problem irgendwann.Dann noch Öl in die Vorderradgabel gekippt (Schxxx-Arbeit!); sowie kaputten Kugellager-Sitz in der vorderen Radnabe repariert (nun hat das Vorderrad kein seitliches Spiel mehr).

JULI

18. Juli
Heute sind nach nur knapp 12 Tagen meine Kotflügel und der Tank fertig liniert worden. INGO FÜRHLICH aus Wächtersbach, der die Linierung machte, hat absolut professionelle Arbeit geleistet - die Linierung ist absolut originalgetreu und perfekt geworden! Er hat sich sogar etwas Zeit genommen, um mir zu zeigen, wie man Linieren tut... absolut empfehlenswert!!

Natürlich habe ich dann sofort zu Hause alles fertig montiert:  Tankembleme; Kennzeichenhalterung; Rücklicht; Soziussattel; Kotflügel...

... und nun kann ich endlich ganz stolz verkünden:  MEINE "KLEINE" IST FERTIG !!!  (JUBEL! JUBEL!)

Irgendwie habe ich - irgendwo - noch nen Kurzschluss in der Elektrik. Aber das ist nur eine Marginalie... Am nächsten Samstag werde ich versuchen, meine R25 (nach 35 Jahren Stillstand) zu starten - hoffentlich klappt´s! Dann werde ich ein Resümée meiner Restauration ziehen: was hat´s mich effektiv gekostet / wie lange habe ich gebraucht etc etc... August 2001

Nachdem nun endlich die Blechteile fertig lackiert waren und der Tank mittels Spezial-Lack versiegelt wurde, habe ich sie zum Linierer gebracht. Das Linieren ging relativ schnell und das Ergebnis ist nahezu perfekt! (siehe Bilder).

Natürlich konnte ich nicht mehr warten und habe sofort, nachdem ich Kotflügel und Tank zurück erhielt, alles zusammen gebaut. Mit großer Vorsicht habe ich den Benzinhahn sowie Benzinfilter angebaut - ich hoffte, dass alles dicht sein würde. War es auch - der Benzinhahn zumindest, aber das Benzin floss in Strömen aus dem VERGASER... *Kopfzerbrechen*. Habe dann erst mal den ganzen Rest (sprich: Soziussattel und ´nen "Nicht-Original" -Bremskontakt) anmontiert. Am nächsten Morgen habe ich mich nochmals an den Vergaser gewagt und ihn durch ein bischen Spielen am Schwimmer doch irgendwie dicht bekommen.

Und dann kam der große Moment: der erste START-Versuch! Zündung ´raus, zweimal langsam durchgedrückt am Kickstarter, dann Zündung und... *BROOOUMMM* ... sie sprang gleich beim ersten Mal an *FREU-FREU*! Aber die Ernüchterung kam gleich danach: Sie lief extrem unrund, hatte Zündaussetzer und sie patsche ständig. Da mir das richtige Werkzeug zum Einstellen der Zündung fehlte, die Gabelfederung ne Macke hatte und der Vergaser auch noch undicht war, brachte ich meine R25 kurzerhand zu "Ullis Motorradladen" (nach einer schier endlosen Odysse auf der Suche nach einem Transporter...), um den letzten Check, sowie die TÜV-Vollabnahme zu machen. Man versprach mir, innerhalb einer Woche fertig zu sein - es wurden aber drei ´draus. Drei Wochen?? Warum das? Wie sollte es auch anders sein - es traten neue Probleme beim Check meiner R25 auf. So zB. war das Gewinde am Zylinderkopf für die Mutter des Auspuff-Krümmers soweit ausgeleiert, dass die Mutter des Krümmers nicht mehr hielt. Also hieß es: Zylinderkopf ab und dann zum Spezialisten schicken zum Anschweißen eines neuen Gewindes! Hinzu kamen noch ein falsch verlegter Kabel in der LiMa (Mea Culpa!), ein falscher Schwimmer im Vergaser (statt ein 11g Schwimmer war ein 8er drin), eine kaputte Schwimmernadel (hatte Riefen und dichtete nicht mehr; deswegen der Überlauf) sowie eine kaputte Gleitbuchse in der Gabel. Es wurden auch noch viele kleine Korrektur - Einstellungen vorgenommen (Kupplungs - Zug war zu kurz) und die Zündung wurde eingestellt (war weit vor OT!). Aber dafür gab´s hinterher auch keine Probleme mit dem TÜV und der Vollabnahme.

Dieser letzte Check hat mich nochmals ein stolzes Sümmchen gekostet. Nun läuft sie aber friedlich und wartet darauf, von mir eingefahren zu werden :-)

Habe eine kleine Liste mit allen Ausgaben gemacht, die ich während der Restauration gemacht habe. Summa Summarum komme ich auf einen Wert von 11.453,80 DM, dabei werde ich bestimmt aber viele Posten übersehen haben (von der eigenen investierten Arbeitszeit ganz zu schweigen). Die realen Kosten werde ich wahrscheinlich nie erfahren - ich möchte es auch nicht. Sonnst würde ich mich fragen, WARUM IN DREI TEUFELS NAMEN ich so wahnsinnig gewesen bin, und mich auf dieses Unterfangen eingelassen habe! :-)

Und so verrückt es klingt... ich suche schon nach einem weiteren "Dornröschen", das darauf wartet, von mir wieder ins Leben gerufen zu werden... wer weiss...

Hier noch ein paar Fotos von meinem "Baby":




DIE RESTAURIERUNG - TECHNISCHES RESÜMÉE

SACHEN ZUM LACHEN

(oder weinen; wie man´s nimmt)

Was auf dem Motorrad "verändert" gewesen war, als ich mit der Restauration anno 1998 begann:

  • der Fahrersattel /Sozius war durch einen ausgetauscht, der ähnlich der Bank einer R 25/3 war (kam aber in Wirklichkeit von einer Java) und wurde mehr schlecht als recht am Rahmen festgebunden
  • der Scheinwerfer, der drauf war, ist um einiges grösser gewesen, als der "Original"-Scheinwerfer. Nach ein paar Nachforschungen bin ich nun der Meinung, dass das Teil mal früher auf einer PUCH 250 SG / TTF gewesen sein muss...
  • ... dementsprechend muss auch der Tacho aus dieser Ecke gekommen sein ... würde mich ja nicht beschweren, wenn er wenigstens FUNKTIONIERT hätte !?
  • ... sowie ein Rücklicht, das nicht mehr vorhanden; anmontiert wurde ein "Etwas" von einem mir unbekannten Motorrad
  • Ständer war Marke "Do-It-Yourself": d.h. der Ständer des Motorrades war in seinem vorherigen Leben ein Heizungsrohr, das jemand mit viel Geschick so umgebaut hatte, dass es nun als Ständer fungierte ... leider stand das Motorrad auf diesem Ständer schräg....
  • am Tank war mittels Lötzinn ein neues Gewinde für einen Benzinhebel angelötet... aber WAS für ein Gewinde .... (s. Foto).  

  • der Tank war verchromt (und das natürlich so miserabel, dass der Chrom abblätterte...)
  • nicht zu erwähnen die unzähligen Beulen und den DICKEN Rostbelag innen... dass der Tank überhaupt noch zusammen hielt, war ein Wunder...
  • viele Kleinstlöcher und Haarrisse machten denk Tank undicht...
  • die diversen Hebel am Lenker wurden durch eigenwillige RAHMEN-Konstruktionen aus Blech daran gehindert worden, gänzlich auseinander zu fallen...
  • der Vergaser hat unten einen Flaschen-Korken als Verschluss; einen unbekannten Luftfilter; einen Messing-Ring um den Haltedeckel des Seilzugs, sowie einen Messing-Schieber innen (Gas)
  • Messing-Führungsbuchsen in den Radaufhängungen hinten (beidseitig; da wo normalerweise die Pertinax-Buchsen sind); die Rohre, die durch die Federung führen sind mal durch selber gedrehte Massiv-Stahl-Stangen ersetzt worden (sieht aber ausnahmsweise nicht schlecht aus; und ist extrem robust)
  • Kardanwelle: bei der Schraube (bei dem Kreuzgelenk und der Sternmutter) ist ein Simmering (oder Wellendichtring). Der Simmering, der an dessen Stelle drin war, war zu klein -> also hat da jemand eine Art Büchse gebastelt und reingesetzt, damits passt -> Folge: Kreuzgelenk rieb an dieser Buchse und hat Schaden genommen (musste eine Neue im Tausch kaufen). Von der zerbrochenen Kardan-Glocke nicht zu reden.
  • Achshalterung (gegenüber Antrieb hinten) war gebrochen. Dies muss eine "Kinderkrankheit" der ersten R25 gewesen sein
  • Motor: im Pleuel (unten) ist ein Käfig-Kugellager. Das war gar nicht mehr da sondern (jetzt haltet euch fest) > da hat jemand eine Eisenstange (mit dem gleichen Durchmesser wie die Rollen) genommen, mit ´nem Meisel sie in einheitliche Stücke getrennt und dicht an dicht reingesetzt (und es lief!) 
  • gestartet wurde das Motorrad mit einer (mitgeführten) 4,5 V Blockbatterie, weil ->
  • LiMa kaputt (wie so häufig...)
  • "normale" Batterie kaputt (ausgelaufen) > diese befand sich in einem selbst zusammengeschweissten "Batterie-Käfig" (war eine Heidenarbeit diesen "Käfig" mit ´ner Flex abzutrennen, bis die Original-Halterung darunter zum Vorschein kam)
  • Lenker hat seitlich "Horn-Bars" (Hebel, die seitlich aus den Enden des Rohres rausschauen) und quietschgrüne, transparente Handgummies. Nach einigen Nachforschungen vermute ich nun, dass es sich um diesen Lenker evtl. um einen von einer R4 handeln könnte...
  • Fussrasten Marke "Eigenbau"...
  • Hardyscheibe (das Gummi-Teil zwischen Getriebe und Kardanwelle) war auch eine Eigenkonstruktion!


Nachtrag 30. Juni 2001:
Die Gabelendrohre der Vorderrad-Gabel hatten etwas "Luft" (statt der seitlichen Toleranz von max. 0,01 - 0,1 mm hatte ich 0,5mm Spiel). Habe dann die "originalen" Gleitbuchsen von BMW gekauft und plötzlich hatte ich ein Spiel von ca. 1,7 mm (!). Fehlersuche ergab: Jemand hatte die Gabelendrohre ABGEDREHT/ABGEFRAEST, um sie im Durchmesser zu verkleinern. Ich vermute mal, dass derjenige nur kleinere Gleitbuchsen von irgendeinem anderen Motorrad zur Verfügung hatte. A propos Gleitbuchsen: anstatt der originalen Pertinax-Gleitbuchsen waren von den vier Stück nur zwei aus Pertinax, die anderen beiden waren aus EISEN (o.ä. Material; zumindest waren sie magnetisch).

Nachtrag 20.08.2001:
- Es hat sich herausgestellt, daß das Auspuff-Gewinde am Zylinderkopf verschlissen und nicht mehr zu gebrauchen war. Also ´mal eben ein neues Gewinde am Zylinderkopf angeschweißt und fertig war die Maschine...

An dieser Stelle ein lautes "ÄCHTZ", wenn ich mir die Liste noch einmal durchlese... Warum nur habe ich mich bloß auf diese Geschichte eingelassen ?  ;-)

Antwort:
Weil viele Erinnerungen an dieser Maschine hängen und die nun folgenden Ausfahrten & das Wissen, etwas "Nicht-Alltägliches" zu haben, dafür entschädigen.